Unsere Schwerpunkte sind die Immuntherapie und Targeted Therapie.
Immuntherapie
Immuntherapie wird allgemein als die Behandlung von Krankheiten durch Beeinflussung des Immunsystems definiert. Daher umfassen entsprechende therapeutische Ansätze ein weites Spektrum wie z.B. aktive und passive Immunisierung, Hyposensibilisierung bei allergischen Erkrankungen, die Gabe von Immunglobulinfraktion bei Immundefekten, Immunsuppression bei Autoimmunkrankheiten und Transplantat-Abstossungsreaktionen, die Plasmapherese bei Immunkrankheiten und andere. Bei malignen Erkrankungen gewinnt das Konzept der Immuntherapie zunehmend an Bedeutung.
Man unterscheidet hier spezifische Ansätze (gegen definierte Antigene, z.B. mit monoklonalen Antikörpern oder Immunotoxinen und -konjugaten) oder aber die unspezifische Stimulierung des Immunsystems (z.B. durch Immunmodulatoren wie das Bacillus Calmette-Guérin (BCG) oder Zytokine wie Interferon-α oder Interleukin-2). Für beide Methoden existieren aktive und passive Strategien. Insbesondere die aktiv-spezifische Immuntherapie (Tumorvakzinierung) erscheint für die Therapie maligner Erkrankungen attraktiv aufgrund des (zumindest theoretisch) sehr günstigen Risk/Benefit-Verhältnisses (=“therapeutischer Index“).
Prominentes Beispiel in der Uro-Onkologie ist Sipuleucel-T (auch bekannt als APC8015), das im April 2010 unter dem Handelsnamen Provenge von der US-amerikanischen FDA für die Behandlung des hormonresistenten Prostatakarzinoms zugelassen wurde. Dabei werden den Patienten per Leukapherese mononukleäre Zellen entnommen, mit dem Fusionsprotein PA2024 (prostatic acid phosphatase (PAP) verbunden mit dem humanen Glykoprotein GM-CSF) beladen und schliesslich reinfundiert, was eine spezifische T-Zell Immunantwort induzieren soll. Klinisch wurde Sipuleucel-T in der Zulassungs-relevanten Phase III Studie (IMPACT) gut vertragen und führte in einer Kohorte von über 500 Patienten zu einer Verlängerung der mittleren Überlebenszeit um 4,1 Monate und einer Verbesserung der Drei-Jahres-Überlebensrate um 38%. Zwar ist Sipuleucel-T die bislang erste und einzige zugelassene Tumorvakzine, streng genommen müssten aber auch Impfungen gegen virale Antigene, die gesichert mit der Entstehung maligner Tumore in Verbindung gebracht werden (z.B. HPV, HBV), als „Krebsimpfstoffe“ (allerdings prophylaktisch und nicht therapeutisch) angesehen werden.
Weitere Impfstoffe gegen Malignome befinden sich derzeit in der späten Phase der klinischen oder bereits im formalen Zulassungsverfahren wie z.B. BiovaxID (Idiotyp-Vakzine gewonnen aus autologen Tumorzellen bei Patienten mit Non-Hodgkin Lymphom), wofür der Zulassungsantrag zunächst bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA in naher Zukunft gestellt werden soll.
Targeted Therapie
Der Name unserer Gesellschaft (Deutschen Gesellschaft für Immun- und Targeted Therapy (DGFIT) umfasst seit 2000 auch den Begriff der zielgerichteten Krebstherapie (engl. targeted therapy). Allgemein wird damit die Behandlung mit verschiedenen neuartigen Arzneistoffen gegen Krebs zusammengefasst, die auf biologische und zytologische Eigenarten des Krebsgewebes gerichtet sind. Dazu gehören zum Beispiel gentechnisch hergestellte monoklonale Antikörper (Überlappung mit dem Begriff der passiv-spezifischen Immuntherapie) oder sogenannte small molecules. (z.B. Tyrosinkinaseinhibitoren).
Da diese spezifischen Merkmale auf gesunden Zellen im Idealfall kaum oder gar nicht vorkommen, soll die gezielte Krebstherapie verträglicher und wirksamer sein als etablierte z.B. chemotherapeutische Behandlungsansätze. Während sich die Behandlung z.B. des metastasierten Nierenzellkarzinoms lange Zeit insbesondere auf Zytokine wie INF-α und Interleukin-2 stützte, fokusiert sich hier die zielgerichtete Krebstherapie vorallem auf Targets wie VEGF (vascular endothelial growth factor), PDGF (platelet derived growth factor), mTOR (mammalian target of rapamycin), aber auch neuere Targets wie VEGFR1-3 und ausserhalb der Uro-Onkologie auch FLT-3, c-KIT, CRAF, wtBRAF, V600E BRAF und weitere.
Ein im August 2011 veröffentlichter Cochrane Review zur Wirksamkeit von targeted agents beim Nierenzellkarzinom hat in diesem Zusammenhang insbesondere Studien zu VEGF als Zielmolekül (15 Studien, 5587 Patienten, Bevacizumab, Sorafenib, Sunitinib, Pazopanib, Tivozanib, Axitinib) analysiert [1]. Während der Effekt auf das Progressions-freie Überleben eindeutig war (Erst- und Zweitlinietherapie), war die Verbesserung des Gesamtüberlebens oft wenig deutlich. Dies mag insbesondere am häufig erlaubtem „cross-over“ zwischen Behandlungsarmen aber auch an der heute meist früh eingesetzten Vielzahl von Therapielinien liegen. Beides macht eine Beurteilung des Effekts auf das Gesamtüberleben einer neuen Substanz schwierig.